Jubiläum: 50 Jahre Ferrari 365 GT4 BB

Es ist Montag, wir feiern Jubiläen. Heute mit dem Ferrari 365 GT4 BB, der vor 50 Jahren (endlich) auf die Strasse kam.

  • 387 Exemplare gebaut
  • Produziert zwischen 1973 und 1976
  • Interessante Motoren-Konstruktion

Als Stilstudie wurde der Ferrari 365 GT4 BB in Turin erstmals gezeigt; ab 1973 konnte man ihn dann auch kaufen. In erstaunlich geringen Stückzahlen, von der ersten Serie wurden bis 1976 gerade einmal 387 Stück gebaut. Was an Lamborghini lag: im Vergleich zum 1974 vorgestellten Countach sah der von Leonardo Fioravanti für Pininfarina gezeichnete und bei Scaglietti gebaute BB aus wie seine eigene Grossmutter. Und fuhr sich auch so, wie es Enzo Ferrari vorausgesagt hatte: schwierig. So schwierig, dass Ferrari seinen ersten Mittelmotor-Sportwagen offiziell nicht einmal nach Amerika exportierte.

Für heutige Verhältnisse wirkt der Ferrari 365 GT4 BB winzig, er ist nur 4,36 Meter lang – ©Courtesy of RM Sotheby’s

Die Bezeichnung 365 GT4 BB ist auch etwas schwierig. Die 365 ist noch einigermassen klar, der Motor hatte die gleichen Dimensionen wie die V12-Maschine im «Daytona», also 4,4 Liter Hubraum. Auch die Leistungsdaten waren ziemlich ähnlich, angegeben wurden 344 PS bei 7200/min (andernorts auch: 380 PS) und ein maximales Drehmoment von 409 Nm bei 3900/min.

Das Pininfarina-Design fand zu Beginn wenig Anklang – ©Courtesy of RM Sotheby’s

Das reichte für satte 302 km/h Spitze und den Paradesprint auf 100 km/h in 5,4 Sekunden; 1235 Kilo wurden als Leergewicht angegeben (in anderen Quellen: 1120 Kilo, oder auch 1160). Doch sowohl das GT4 wie auch das BB sind ziemlich irreführend; das Fahrzeug war ein reiner Zweiplätzer und weit entfernt von Gran Turismo. Und BB, was ja für Berlinetta Boxer steht, ist schlicht und einfach falsch. Zumindest, was den Boxer betrifft.

Es war eine ungewöhnliche Konstruktion, dieser «falsche Boxer» – ©Courtesy of RM Sotheby’s

Also: Es gibt die echten und die «falschen» Boxer, und der 365 GT4 BB gehört definitiv zu letzteren. Bei einem echten Boxermotor sind die Pleuel auf einem um 180° versetzten Hubzapfen der Kurbelwelle montiert. Somit sind die Kolben eines Paares immer in der jeweilig gleichen Position, zum Beispiel am oberen Totpunkt. Bei einem 180-Grad-V-Motor, einem falschen Boxer, teilen sich die beiden Kolben einen Hubzapfen auf der Kurbelwelle. Das bedeutet, dass, wenn ein Kolben am oberen Totpunkt angekommen ist, der andere gerade den unteren Totpunkt erreicht. Falsche Boxer werden nicht mehr produziert, zu den bekanntesten Vertretern dieser Motorengattung gehören die Triebwerke von Tatra (nur Vierzylinder) oder, eben, der Berlinetta Boxer von Ferrari.

Und innen sah es halt so aus, wie es Anfang der 70er Jahre üblich war – ©Courtesy of RM Sotheby’s

Für diese Bauweise (und den Längseinbau) sprach im BB in erster Linie die geringere Baulänge. Gespeist wurde der 4,4 Liter von vier Weber-Dreifachvergasern (40 IF3C), was ihm einen ordentlichen Durst bescherte; wohl deshalb wurde auch ein 120-Liter-Tank verbaut. Neu waren auch die Zahnriemen – was den BB nicht unbedingt zuverlässiger machte. Aber unter den wahren Fans gilt er heute noch als das wahre Tier: wer den 365 GT4 BB beherrscht, darf sich zu den Könnern zählen.

Erst in späteren Jahren fand das Pininfarina-Design Anklang – ©Courtesy of RM Sotheby’s

Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb die Ferrari 365 GT4 BB zwar nicht günstig sind, aber ähnlich extreme Preisanstiege wie andere Ferrari-Modelle erlebten. Der «falsche Boxer» wurde dann aber doch zu einem Erfolgsmodell für Ferrari, doch das brauchte noch einige Jahre und viele Verbesserungen.

Aber schnell war er schon, dieser Ferrari. Allerdings nur in den Händen kundiger Fahrerinnen – ©Courtesy of RM Sotheby’s

In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine Reihe mit den Jubiläen von 2023, da haben wir eine Liste mit diesen schönen Geburtstag-Stories erstellt: hier. Eine schöne Sammlung von Ferrari-Geschichten haben wir auch noch, hier.

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