Gerne durchstöbern wir das Angebot der bekannten Auktionshäuser. Wenn uns etwas besonders gut gefällt, präsentieren wir es hier als «Pick of the Week». Heute ist es ein Allard P2 Safari, gefunden bei Silverstone Auctions.
- Wahrscheinlich 13 Exemplare
- Erhältlich mit verschiedenen US-V8
- Extrem unterschätzt
Dass die Gründer einer Marke aber auch erfolgreiche Rennfahrer waren, das ist eher selten. Enzo Ferrari war weit besser als Patriarch denn als Pilot; Ferruccio Lamborghini hatte es mehr mit den Traktoren. Sydney Allard war eine dieser Ausnahmen – ein schräger Vogel und ein ausgezeichneter Rennfahrer. Vor allem aber war Allard ein ausgezeichneter Konstrukteur.
Es sprach sich schnell herum, dass Allard ausgezeichnete Chassis konstruierte, in die er dann gepimpte amerikanische Motoren, zumeist von Ford, einbaute. Mit seinen eigenen Fahrzeugen war er vor allem bei Bergrennen fast unschlagbar. 1946 stellte Allard den J1 vor. Es folgte der komfortablere K1 und schliesslich sogar zwei Viersitzer: der L und der M. Alle waren mit Ford-V8 ausgerüstet (Allard stammte aus einer Familie von Ford-Händlern), und viele davon gingen in die USA, wo es sich auch herumgesprochen hatte, dass die Allard-Konstruktionen so richtig heiss waren. Doch so richtig los ging es erst 1950 mit dem Allard J2. Es war dies der spartanischste aller Sportwagen, den man sich nur vorstellen kann: vier Räder, eine De-Dion-Achse hinten, eine selbst konstruierte Aufhängung vorne, ein Tank, zwei Sitze – und ein mächtiger Motor.
Am besten ging der Allard J2 mit dem so genannten «L-Head» von Cadillac, der 1949 auf den Markt gekommen war, etwa 160 PS schaffte und vor allem fast 100 Kilo leichter war als alles, was es sonst noch an amerikanischer V8 gab. Weil Allard an allem sparte, also auch am Gewicht, machten allein diese 100 Kilo den J2 mit Cadillac-Motor zu einem veritablen Rennwagen. Gebremst wurde er mit den Trommeln aus dem Jaguar XK 120, doch im Allard funktionierte das selbstverständlich viel besser, denn so ein J2 wog knapp 1000 Kilo.
1950 fuhr Sydney Allard mit einem gepimpten J2 und Co-Pilot Jack Fairman beim den 24 Stunden von Le Mans auf den dritten Rang (1953 führte er das Rennen gar an). 1952 gewann Allard mit Beifahrer Guy Warburton gar die Rallye Monte Carlo, dies auf einem P1 (Zweiter wurde übrigens ein gewisser Stirling Moss). Nach dem P1, der zwar sportlich war, aber kein Rennwagen, folgte der P2, wieder eine viersitzige Limousine, von der wahrscheinlich elf Exemplare entstanden. Auf Basis dieses P2 nun konstruierte sich Allard auch einen Kombinationskraftwagen, Safari Estate genannt.
Man muss wissen: Nach dem 2. Weltkrieg war in England so ziemlich alles rationiert, Stahl war Mangelware. Und deshalb baute Allard seinen Kombi als «Woodie», also mit einer wilden Konstruktion aus Holz und Alu hinten. Wie bei der Limousine konnten die Kunden die Motorisierung selber wählen, bei diesem Fahrzeug, das 1953 ausgeliefert wurde, war es der 5,4-Liter-«L-Head» von Cadillac. Man muss sich dieses Fahrzeug im damaligen Umfeld vorstellen, es muss so etwas gewesen sein wie ein BMW M3 Touring heute; selbst damals aktuelle Sportwagen konnten nicht mit dem Kombi mithalten. Geschaltet wurde selbstverständlich manuell, drei Gänge.
Als Safari war der P2 erfolgreicher denn als Limousine, es wurden wohl 13 Exemplare gebaut bis 1956, von denen noch vier oder fünf existieren sollen. 1956 war ein tragisches Jahr für Allard, der Firmengründer verstarb – und einen Tag später ging das Werk in Flammen auf, brannte bis auf die Grundmauern nieder. Dieses schöne Exemplar eines Allard P2 Safari wird am 20. Mai 2023 von Silverstone Auctions versteigert, erwartet werden mindestens 30’000 Pfund – was man unbedingt als Schnäppchen bezeichnen muss.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Unter «Pick of the Week» präsentieren wir gerne günstige und vor allem spannende Automobile, die wir auf Auktions-Vorschauen entdecken – eine Liste der schon vorgestellten Fahrzeuge finden Sie hier.