Keine Zurückhaltung

Der Audi Q8 mit Plug-in-Hybrid bietet viel. Viel Leistung, viel Komfort, viel Platz. Er nimmt sich aber auch sehr viel – und das nicht nur beim Kauf.

Genau fünf Meter Länge, ein Leergewicht von weit über zwei Tonnen und ein Verbrauch, der dementsprechend hoch ausfällt: Der Audi Q8 ist nicht gerade die Verkörperung von Zurückhaltung. Dass man dem Monstrum einen Hybridantrieb einpflanzt, muss ja schon längst kein Widerspruch mehr sein und kann sogar tatsächlich sehr gut funktionieren. Der Konzern hat inzwischen auch genügend Erfahrung mit diesem Antriebsstrang, den er vom VW Touareg R bis zum Porsche Panamera überall verbaut, wo viel Leistung und – nein, oder! – wenig Verbrauch gefragt ist. Der Drei­liter-V6-Benziner (EA839) mit 250 kW (340 PS) wird mit einer im Getriebe verbauten Elektromaschine gekoppelt, die zusätzliche 100 kW (136 PS) beisteuert. Am Ende gelangen so 340 kW (462 PS) und 700 Nm an die Räder. Damit positioniert sich der 60 TFSI-E bloss im Mittelfeld der Q8-Reihe, wo er sich mit einem Basispreis von 118 200 Franken auch auch kostenmässig einordnet.

Wer es sportlich will, greift zu S oder RS, wer etwas günstiger wegkommen will – kauft eh keinen Q8. (Falls doch: Der Einstiegspreis für den 45 TDI beträgt 91 100 Franken.) Anders als ein Touareg R muss der hybride Q8 seine Rechtfertigung also aus einem tiefen Verbrauch ziehen. Kann er das? ­Einen Zweieinhalbtönner zu bewegen, braucht Energie, so viel ist klar. Bereits im rein elektrischen Modus kommt der Q8 kaum auf unter 30 kWh/100 km, was bedeutet, dass die 14.3 kWh grosse Batterie bereits nach knapp 45 Kilometern leergesaugt ist. Der Verbrennungsmotor allein ist mit 11.7 l/100 km ordentlich trinkfreudig. Wie für fast alle PHEV gilt also auch für den Q8-Hybrid: Er Macht nur Sinn, wenn er wirklich auch regelmässig geladen wird. Das funktioniert allerdings, wie immer, gut: Wird das Ziel im Navi einprogrammiert, teilt sich das Auto die Nutzung von Batterie und Verbrennungsmotor selbständig ein. Wer die Einteilung manuell machen will, kann dies über die Modi Battery Hold oder Battery Charge tun.

Viel Komfort

Fahrdynamisch überzeugt der Q8 TFSI-E vor allem dann, wenn entspanntes Fahren angesagt ist. Dafür sorgen alleine schon die komfortablen Sitze mit optionaler Massagefunktion. Mit der gesamten, kostspieligen Armada an Assistenzsystemen ausgestattet, passt das Auto proaktiv die Geschwindigkeit an, bremst vor Kreuzungen und Kreiseln ab oder gibt zumindest dem Fahrer den Hinweis, den Fuss rechtzeitig vom Pedal zu nehmen, um etwas Sprit zu sparen. Das sauber abgestimmte Serien-Luftfahrwerk lässt den Aufbau wie auf Wolken dahingleiten. Das ist aber leider auch der Fall, wenn es nicht mehr erwünscht ist, also bei zügigem Kurvenfahren. Eine Verbundenheit mit der Strasse gibt es kaum, und der Verzicht auf ­einen aktiven Wankstabilisator und auf Allradlenkung lässt ihn gar sperrig um die Bögen fahren.

Zum grossspurigen Auftritt passt auch die Optik, die aber – und das darf auch wieder einmal gesagt sein – beim Q8 deutlich eleganter und stimmiger ausfällt als beim behäbigen Q7. Das kommt nicht nur von der abfallenden Dachlinie, sondern auch von den gedrungenen Rücklichtern und dem Verzicht auf Chromleisten, die für eine sportliche Heckansicht sorgen. Mit der Hybridbatterie unter dem Kofferraum verliert dieser 100 Liter an Volumen, für die Passagiere steht aber auch in der zweiten Reihe mehr als genügend Platz zur Verfügung – da steht er sogar dem deutlich grösseren Q7 in nichts nach.

Testergebnis

Gesamtnote 79.5/100

Antrieb

Der Hybridantrieb des Audi Q8 60 TFSI-E mit 700 Nm schiebt ganz ­ordentlich vorwärts. Er ist aber auch ausserordentlich durstig.

Fahrwerk

Das Luftfahrwerk sorgt für hohen Komfort. In den Kurven fehlt aber die Verbundenheit mit dem Asphalt, und das Auto fühlt sich träge an.

Innenraum

Premiumangebot und viel Platz sind die Devise für den Innenraum. Die Hybridbatterie kostet aber 100 Liter Kofferraumvolumen.

Sicherheit

Absolut top: Bis zu 39 Assistenzsysteme stecken in den Rechnern dieses SUV – inklusive Nachtsichtassistent.

Budget

Mit mindestens 120 000 Franken ist die Hybridversion ziemlich teuer, zumal sie auch nicht gerade sparsam ist.

Fazit 

Viel Komfort, viel Leistung, viel Technologie und auch: viel Verbrauch. Nur wer wirklich häufig lädt, kann mit dem Q8 60 TFSI-E Sprit sparen.

Die technischen Daten und unsere Messwerte zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe und im E-Paper der AUTOMOBIL REVUE.

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