Dacia Sandero Stepway: Kassenschlager

Der Sandero ist der Einstieg in die Markenwelt von Dacia. Die neuste Generation wurde massiv aufgewertet, besonders in der Topvariante Stepway Comfort.

Welches ist das meistverkaufte Auto Europas? Spontan würde man auf VW Golf, Škoda Octavia oder vielleicht Ford Fiesta tippen, doch weit gefehlt. Die überraschende ­Antwort ist: Dacia Sandero! Der rumänische Kleinwagen steht seit 2017 an der Spitze der europäischen Verkaufscharts, wenn man nur die Verkäufe an Privatkunden rechnet und die ­Geschäftsflotten weglässt. Der seit 2008 angebotene Sandero ist verantworlich für einen Drittel aller Verkäufe der Renault-Tochter, knapp 2.1 Millionen Einheiten konnten bereits an die Frau oder an den Mann gebracht werden. Das Einstiegsmodell in die Welt des Low-Budget-­Herstellers scheint also vielen Menschen ab­solut zu genügen, und, Hand aufs Herz, viel mehr Auto brauchen doch tatsächlich nur die wenigsten.

Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein Exemplar dieses Kassenschlagers zuzulegen, kann sich freuen: Denn in der neuen, dritten Modellgeneration wurde der Sandero massiv aufgewertet. Was man am Vorgängermodell noch vermisst haben mag, wird man in der neuen Variante ziemlich sicher finden, vorausgesetzt man ist bereit, auf unnötigen Schnickschnack zu verzichten. Heute kauft man einen Dacia nicht, weil man sich nichts anderes leisten kann, sondern weil man es nicht nötig hat, viel Geld für Status auszugeben. Und wer sein Auto als Statussymbol benötigt, dem sei gesagt: Auch Understatement ist ein Statement. Ein sehr sympathisches noch dazu.

Wir fuhren den neuen Sandero in der Topversion Stepway Comfort, die mit einem Einliter-Dreizylinder-Turbobenziner mit 67 kW (90 PS) angeboten wird. 65 Prozent der Kunden weltweit haben sich bisher für einen Stepway entschieden, in der Schweiz waren es sogar 85 Prozent. Optional ist ein stufenloses CVT-Getriebe erhältlich, wir entschieden uns aber für die Variante mit manueller Sechsgang-Schaltung, weil der Sandero damit etwas flotter unterwegs ist und das Schalten durchaus Spass macht. Bezüglich Fahrleistungen darf man zwar keine Wunder erwarten, bezüglich Preis hingegen schon: Die Topvariante Stepway Comfort wird ab 14 790 Franken angeboten. Mit Optionen wie Klimaautomatik, elektrischer Parkbremse, schlüssellosem Zugang, Parksensoren vorn und hinten, Rückfahrkamera, Totwinkelwarner oder 16-­Zoll-­Alufelgen standen letztlich 17 250 Franken auf dem Preisschild. Das bringt die Konkurrenz ganz schön in Verlegenheit.

Erstaunlich gut ausgestattet

War dem Sandero bisher seine Positionierung am untersten Rand der Preisskala stets anzusehen und während der Fahrt auch spürbar, so wirkt die dritte Modellgeneration in allen Belangen deutlich hochwertiger. Das Design ist modern und gefällig, es allein könnte für einige ein Kaufgrund sein. LED-Leuchten mit markanter Lichtsignatur sind Standard, ein Glasschiebedach ist erstmals als Option erhältlich. Der Stepway liegt rund vier Zentimeter höher als die Basisvariante und hebt sich mit einem etwas robusteren Look mit spezifischem Kühlergrill, Auffahrschützen vorn und hinten, Kunststoffbeplankungen an den Radhäusern sowie einer Dachreling leicht ab. Praktisches Detail: Die Träger auf beiden Seiten lassen sich je um 90 Grad nach innen in Querrichtung drehen, wodurch ein Gepäckträger entsteht, auf dem auch Dachboxen montiert werden können. Klappt man sie wieder längs in Fahrtrichtung, hat man eine schicke Dachreling.

Das Cockpit ist schnörkellos und übersichtlich, einige farbige Elemente sorgen für etwas Pep. Die verbauten Materialien sind zwar nicht besonders edel, aber haptisch angenehm und wirken ordentlich verarbeitet. Ein kleines Manko ist die Bedienung des Infotainmentsystems, die ausschliesslich via Touchscreen erfolgt und so vom Geschehen auf der Strasse ablenkt. Doch einen zusätzlichen Controller, wie es höher positionierte Marken teilweise haben, lag bei diesem Budget nicht drin. Konnektivität ist übrigens auch bei Dacia kein Fremdwort mehr: Das Smartphone kann via Apple Carplay und Android Auto verbunden werden – sogar kabellos, was einige höherpreisige Konkurrenten nicht bieten.

Die zweifarbigen Vordersitze mit Ziernähten, orangefarbigen Inlays und Stepway-Schriftzug sehen nicht nur hübsch aus, sie sind auch recht bequem, allerdings beschränken sich die manuellen Verstellmöglichkeiten auf das Rudimentäre. Immerhin kann der Fahrersitz in der Höhe justiert werden, und neu ist die Kopfstütze verstellbar. Die Platzverhältnisse im 4.1 Meter langen Kleinwagen sind gut, im Fond wuchs die Beinfreiheit im Vergleich zum Vorgängermodell um über vier Zentimeter, vorne gibt es immerhin acht Millimeter mehr Platz für die Schultern. Der Stauraum wurde um 2.5 auf 21 Liter vergrössert, neu ist ein 1.4 Liter grosses Fach in der Mittelarmlehne. Das Kofferraumvolumen ist mit 328 respektive 1108 Litern bei umgeklappter Rückbank nicht gerade generös, geht aber für dieses Segment absolut in Ordnung.

Keine Kompromisse bei der Sicherheit

Als erstes Dacia-Modell baut der neue Sandero auf der modularen CMF-B-Plattform von Renault auf, die auch Modellen wie dem Renault Clio oder dem Nissan Juke zugrundeliegt. Sie ermöglicht neben einer besseren Crashstruktur und einer steiferen Karosserie auch bessere Platzverhältnisse, obwohl die Aussenmasse im Vergleich zum Vorgängermodell gleich bleiben. Die Plattform bringt auch eine neue Elektronikarchitektur mit sich und somit auch den Zugang zu neuen Assistenzsystemen. Erstmals sind im Sandero eine automatische Notfallbremse und ein Totwinkelwarner erhältlich, hinzu kommen die Einparkhilfe mit Sensoren vorne und hinten plus Rückfahrkamera sowie serienmässig eine Berganfahrhilfe, automatisch abblendbare Scheinwerfer sowie sechs Airbags.

Der Sandero Stepway ist also ein komplett neues Auto – und genauso fühlt es sich während der Fahrt auch an. Die elektrische Servolenkung reduziert die erforderliche Kraft am Lenkrad im Vergleich zum Vorgänger um 36 Prozent, was man deutlich fühlt. Der kleine Rumäne lässt sich spielend und ziemlich flink durch die Innenstadt lenken. Das Lenkgefühl ist dadurch etwas indifferent, was man einem Kleinwagen in dieser Preisklasse aber nicht übelnehmen kann. Das Fahrwerk mit Pseudo-McPherson-Aufhängung mit unteren Dreiecksquerlenkern vorn und halbsteifer Hinterachse sorgt für einen ordentlichen Abrollkomfort ohne Poltern oder unangenehmes Wippen. Man fühlt sich unterwegs nicht wie in einem Low-Budget-Fahrzeug, wie man es vom Vorgänger noch kennt.

Sehr dynamisch fährt sich der Kleinwagen nicht, er ist betont untersteuernd ausgelegt. Doch in diesem Segment geht das absolut in Ordnung: Der Dacia Sandero ist eben kein Kurvenjäger, sondern ein vernünftiger Kleinwagen, mit dem man bequem von A nach B kommt, der genügend Platz im Alltag und ein gewisses Mass an Komfort bietet. Kombiniert mit seinem unschlagbaren Preis ist der kleine Rumäne die clevere Wahl für alle, die auf Status und anderen Schnickschnack pfeifen. Wie gesagt: sehr sympathisch.

Testergebnis

Gesamtnote 76/100

Antrieb

Der Dreizylinder zerreisst natürlich keine Stricke, doch er beschleunigt den Sandero ausreichend flott. Das manuelle Getriebe ist hier aber fast Pflicht, denn gekoppelt an das optionale CVT-Getriebe geht einiges an Dynamik verloren – und davon hat der Rumäne ohnehin nicht allzu viel.

Fahrwerk

Von einem Auto, das in der Basisversion weniger als 10 000 Franken kostet, darf man keine Wunder erwarten. Verglichen mit der Vorgängergeneration rollt der neue Sandero sehr manierlich ab, ist weder rumpelig noch schwammig. Auch lange Strecken sind problemlos möglich.

Innenraum

Das Interieur und das Cockpit des Sandero Stepway zeigen, wie viel für wenig Geld möglich ist. Das bringt andere Hersteller in Verlegenheit, denn der Dacia übertrumpft diesbezüglich deutlich teurere Konkurrenten.

Sicherheit

Bei der Sicherheit wurde zum Glück nicht gespart, die serienmässig verbauten Assistenzsysteme sind ausreichend, die optionalen Fahrhilfen werden für wenig Geld angeboten.

Budget

Ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis findet man nirgends. Etwas Abzug gibt es für die Verarbeitungsqualität und die Garantie.

Fazit 

Es ist erstaunlich, wie viel Auto man bei Dacia für sein Geld bekommt. Der neue Sandero Stepway ist dafür exemplarisch: Er bietet, was man braucht, in bewährter Renault-Qualität. Der hohe Preisdruck zeigt sich jedoch in der Verarbeitung: Einige Details sind etwas lieblos um­gesetzt.

Die technischen Daten und unsere Messwerte zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe und im E-Paper der AUTOMOBIL REVUE.

3 Kommentare

  1. Liebes Automobile Revue Redaktionsteam,

    Ihre Artikel haben für jeden Geldbeutel und jeden Geschmack ein neues Auto anzubieten.
    Herzlichen Dank auch für die Betrachtung der neuen Mobilität mit den Hybrid als auch reinen E- Autos.
    Bisher werden letztere hoch subventioniert um sie attraktiv zu machen und sie unter „das Volk“ zu bringen.
    Es darf nicht vergessen werden bei aller Publicity
    1. Wer kann sich ein E- Auto leisten, dass im günstigsten Fall ca. 30.000 Euro kostet?
    2. Die Reichweite der E_Autos erhöht sich ständig und liegt mittlerweile bei 300 km- also einem Radius
    von 150 km wenn ich zu Hause in der Nacht in meiner Garage „aufstromern“ möchte.
    3. Wenn ich in der Nähe der Alpen wohne – wie viele Bayern oder Österreicher oder Schweizer oder
    Südtiroler – und die Temperaturen sinken im Winter auf – 10 Grad dann wird der Akku ähnliche wie eine
    normale Batterie sehr viel kürzer seine maximale Leistung abgeben.
    Ist das bei den bisherigen Messungen jemals berücksichtigt worden? Ich denke nicht.
    4. Der Verbrauch der E-Autos sowie der Hybride wird in KW pro Stunde angegeben und ist für die meisten
    Autofahrer und besonders Autofahrerinnen ein völlig abstrakter Begriff im Gegensatz zu den bisherigen
    Verbrauchsangaben in Liter Benzin oder Diesel oder Gas pro 100 km.
    5. Der Preis der fossilen Energieträger ist an jeder Tankstelle in jedem Land abzulesen und steigt ständig
    und jeden Tag. Heute habe ich für 1 l Diesel 1.60 Euro bezahlt- so viel wie noch nie.
    6. – langsam oder schnell Wer von den E-Autofahrern weiß wie viel er für eine KW Std Strom bezahlen muss
    a) wenn er zu Hause in der Garage den Akku lädt
    b) wenn er außerhalb- an der E-Säule in der Innenstadt oder an der Autobahnzapfsäule Strom zuführt,
    denn das Wort tanken hat etwas mit Flüssigkeit zu tun oder nicht?
    7. Bitte informieren Sie Ihre Leser – mich eingeschlossen- über die verschiedenen Ladekabel – Vielen Dank

  2. Interessanter Beitrag. Ich hab jetzt mehrere Videos auf Youtube gesehen und noch ein paar Artikel zu dem Dacia Sandero gelesen und bin richtig gehyped auf das neue Auto. Ich habe vor den Wagen zu bestellen. Die Lieferzeit von meinem Autohaus um die Ecke wird mit 4-6 Monaten angegeben.

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