Diese älteren Ausgaben des AR-Katalogs sind wahre Schatztruhen. Ein zufälliger Griff in die Sammlung, man findet die Ausgabe von 1992, und schon ist man für längere Zeit beschäftigt. Nicht bloss mit den Neuheiten (Bugatti EB110, Jaguar XJ220, Alfa 155 V6 usw.) und Konzepten (VW Chico, auch auf dem Titelbild, BMW E1, Mercedes F100 usw.) von damals, sondern fast mehr noch mit den ausschweifenden Artikeln.
Zur Geschichte der Grossraum-Personenwagen
Und so lernt man dann Juri Dolmatowski kennen, seines Zeichens Vorsitzender der Sektion Verkehrsmittelgestaltung des Designerverbandes von Russland. In einem sehr ausführlichen Artikel beschreibt er die Wurzeln der Grossraum-Personenwagen, kommt von den Kutschen über die Busse zu frühen Einvolumen-Fahrzeugen wie dem Fiat Multipla (auf Basis des Fiat 600) oder dem BMW 600. Doch dann wird es wirklich spannend, denn Dolmatowski beginnt von seinen eigenen Erfahrungen und Entwürfen zu plaudern, von Fahrzeugen, die man hier im Westen gar nie zu sehen bekam. Sein erstes Projekt war der siebensitzige NAMI-013, der aussah wie ein schwer verunfalltes Ufo auf Rädern und als derart untauglich betrachtet wurde, dass es nicht einmal für einen Platz in einem Museum reichte.
Es folgen dann die Erzählungen über die Entwicklung der verschiedenen Bjelka-Modelle, die damit begannen, dass sich einer der Prototypen aus Kunststofff als zwar unfreiwillig, aber doch erstaunlich schwimmfähig erwies. Und das den damaligen obersten Parteisekretär Nikita Chruschtschow überzeugt haben soll, die finanziellen Mittel für die weitere Entwicklung zu sprechen. Allerdings kamen auch die verschiedenen Bjelka (russ. für Eichhörnchen) nie in Produktion.
Trotzdem versteigt sich Dolmatowski am Schluss seiner sehr lesenswerten Abhandlung zur Behauptung, «dass der Grossraumkombi zum Basistyp des Personenwagens aller Klassen wird». Für zukünftige E-Automobile hingegen könnte Dolmatowski einige höchst interessante Ansätze liefern.
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