DAS AUTOMOBILE ERBE AUF SCHLOSS COPPET FEIERN

Zum zweiten Mal in Folge fand in den Gärten des Château de Coppet der Concours d'Elégance Suisse statt. Wir besuchten einen Anlass, der sich in der nationalen Klassik-Szene mehr und mehr zu einer festen Grösse entwickelt.

«COPPET-ZAUBER» Der Schlosspark als würdiger Rahmen für den Concours.

Am Wochenende des 24. und 25. Juni trafen sich über 2300 Fans, Profis und Autosammler vor dem Château de Coppet, um das automobile Erbe zu feiern. Das einstige Anwesen von Madame de Staël beherbergte zum zweiten Mal den Concours d’Elégance Suisse. Die Veranstaltung brachte diesmal 101 prestigeträchtige Autos, vorwiegend aus Schweizer Sammlungen, zusammen. Das ist dem Mitbegründer Mathias Dou­treleau ein echtes Anliegen: «Natürlich gibt es auch Teilnehmer aus allen Ecken Europas oder sogar aus Mexiko und den USA. Aber 90 % der Einschreibungen stammen aus der Schweiz und aus Schweizer Sammlungen.»

Mit diesem Concours wollte man den Schweizer Klassikfans die Gelegenheit  bieten, ihre Autos auszustellen. Und das Teilnehmerfeld auf dem Parkgelände des Schlosses vermochte zu beeindrucken. Die Wagen überboten sich gegenseitig in ihrer Schönheit. Ob sie nun sehr selten oder sehr prestigeträchtig waren, alle eingeschriebenen Autos hatten etwas gemein: ihr hoher Wert. Verschieden waren dafür ihre Epochen. Stammten die einen aus den 20er-Jahren, waren andere erst vor Kurzem zugelassen worden. Zur Bewertung im Rahmen des Concours wurden die Fahrzeuge in 14 Kategorien eingeteilt. Die Sparten trugen einfallsreiche Titel wie «Jukebox-Epoche» (Baujahre 1945 bis 1960), «Mille Miglia», «Hispano-Suiza», «Künftige Klassiker» und andere.

Jury-Präsidium hochkarätig

Für die Bewertung der Autos engagierten Mathias Doutreleau und sein Team nur die Besten, und als Präsident des Komitees der 2. Auflage wirkte kein Geringerer als Adolfo Orsi. Er ist Jury-Mitglied an der Villa d’Este und in Pebble Beach, Jury-Präsident des 70-Jahr-Jubiläums von Ferrari und feierte in Coppet VD seinen 100. Concours d’Elégance! Das sagt alles über seine Kompetenz aus. Wir befragten den Fachmann nach den Qualitäten, die ein Juror mitbringen muss. «Um die Sache gut zu machen, braucht es viel Erfahrung und man muss mit der Markengeschichte vertraut sein. Man muss aber auch wissen, wie das Fahrzeug produziert wurde. Man lernt nie aus. Wer jeden Tag Autos bewertet, entwickelt eine Systematik dafür, worauf zu achten ist. Sind die Linien korrekt? Stimmen die Spaltmasse der Türen? usw.» Dann verrät uns der berühmte Juror ein paar Praxistipps: «Selbst wenn du kein Spezialist für ein bestimmtes Modell bist, siehst du sehr schnell, wenn es durch Produktionsmittel verfeinert (oder restauriert) wurde, die es in seiner Epoche nicht gab. Zum Beispiel waren die Stossstangen Anfang des Jahrhunderts vernickelt und nicht verchromt. Chrom kam erst in den 1920er-Jahren auf. Wenn man also auf einen Wagen von 1910 mit Chromzier stösst, dann ist sofort klar, dass da etwas nicht stimmt.»

Auf die Aufgabe vorbereitet

Adolfo Orsi hatte auch die Aufgabe, die Gesamtjury, bestehend aus sieben Teams mit je drei Experten, zu koordinieren. Jedes Team bewertete die Fahrzeuge zweier Kategorien. Orsi vertraute uns an, dass die eigentliche Untersuchung der Fahrzeuge durch die Experten am grossen Tag nur die Spitze des Eisbergs darstellt. Zuerst standen die ganzen Vorbereitungsarbeiten vor dem Anlass an: «Der Concours findet heute statt, die Autos kamen gestern an, aber wir haben sie schon einen oder zwei Monate vorher studiert, um abzuklären, ob sie zum Concours zugelassen werden sollen oder nicht. Dann, eine oder zwei Wochen vor dem Anlass, übermittle ich den Jury-Mitgliedern die Liste der Wagen mit den Chassisnummern, damit sie ihre eigenen Recherchen tätigen können. Was wir schliesslich noch von den Besitzern verlangen, ist, dass sie so viele Informationen wie möglich zu ihren Autos mitbringen (Originaldokumente, Fotos).

Laut Orsi fand die Hauptarbeit im  Vorfeld der Veranstaltung statt. «Die Schlussexpertise war nur die letzte Phase in einem Prozedere mit mehreren Schritten.» Am Ende einer minutiösen Beurteilung (vergleiche die Aufstellung unten mit den bewerteten 14 Klassen) gab die Jury ihr Urteil ab. Die prestigeträchtige Trophäe «Best of Show» als Hauptsieger aller 14 Kategorien ging an den Avions Voisin C25 Aérodyne von 1935. Das in der Kategorie «Limousinen vor 1940» gestartete Auto stammt aus dem Besitz der Stiftung ­Hervé in Aigle VD.

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