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Das high-performance E-Bike «Greyp» aus Kroatien könnte den Elektrovelo-Markt regelrecht aufmischen. Und ja, es ist so aggressiv, wie es aussieht!

Jean-François Ruchonnet mit dem Greyp G12S. © zVg

Optisch erinnert das E-Bike «Greyp G12S» an eine Mischung aus Mountainbike und Bison, mit seinem bullig-aggressiven Chassis beim stämmigen Gewicht von 50 Kilo. Und, in der Tat, als ich im performantesten Modus «Power» den «Gas-»schalter betätigte – in die Pedale treten muss man bei diesem Bike nicht, um elektrisch zu fahren –, fühlte es sich an, als ob mir ein Büffel ins Kreuz getreten hätte und sich dabei auch noch aufzubäumen versuchte. Selbst auf dem abgesperrten Parkplatz erreichte ich innerhalb von kaum fünfzig Metern locker die 70-Stundenkilometer-Marke. «Eigentlich würde dieses Modell sogar bis 107 km/h machen», meinte Jean-François Ruchonnet von der Sigmalion AG in Genf, der Vertriebsleiter der Greyp-Bikes für die Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein, Monaco und den Nahen Osten.

Trendiges Detail: das G12S lässt sich mittels Fingerabdruck-Sensor – oder wahlweise der Eingabe einer PIN – in Betrieb nehmen. Selbst fahrerspezifische Betriebs-Modi könne man via die «Daumen»-Legitimation direkt abrufen, verspricht der Prospekt. Dass sich die potenzielle Energie einer Bergabfahrt via die Rekuperation zu einem gewissen Teil wieder in die Akkus zurückleiten lässt, versteht sich bei diesem hochgezüchteten Gefährt eigentlich fast schon von selbst.

Potente Entwicklerfirma
Hinter Greyp, stationiert in Sveta Nedelja in Kroatien – nota bene einen Steinwurf von der Heimatstadt von Nicola Tesla, dem Erfinder u. a. des Wechselstrommotors, der Tesla-Turbine und der Lichtbogenlampe, entfernt – steckt niemand Geringerer als Rimac Automobili. Diese Firma hat sich einen Namen gemacht mit dem «Rimac Concept One», einem rein elektrischen Supercar mit sagenhaften 1088 PS, und zeichnet bei den Greyp-Bikes denn auch verantwortlich für die gesamte Entwicklung. Insbesondere der Motor und die Elektronik sowie die ausgeklügelte Steuerlogik stammen von Rimac.

Für die Schweiz?
Nicht überraschend wird sich das G12S — die leistungsfähigste Version der Greyp-Bikes — in der Schweiz nicht homologieren lassen. Man müsste ihm schon die Pedale wegflexen plus alle notwendigen Strassenelemente anflanschen, damit man es schliesslich allenfalls als Elektromotorrad mit weissem Nummernschild betreiben könnte.
Im September dieses Jahres solle aber das «G12H» – limitiert auf 45 km/h und mit entsprechender Strassenausrüstung erweitert – erhältlich sein, welches sich unter der Zulassung als Motorfahrrad betreiben lasse. Das G12H ist, bis auf den schwächeren Motor und die notwendige Strassenausrüstung, ansonsten aber baugleich mit dem G12S.
Im Oktober 2016 erscheine dann das «G6», welches durch Karbon-Elemente auf 28 Kilo abgespeckt werden konnte und als kleineres Cross-Bike positioniert werden solle, so Ruchonnet. Dieses werde hierzulande ebenfalls als Motorfahrrad zugelassen sein.

Nur ein Hype?
Dass die Greyp-E-Bikes wohl mehr als nur ein kurzzeitiger Hype sein werden, beweist die Tatsache, dass sich Polizeien aus Monaco, Südafrika, New York, Los Angeles usw. für dieses Gefährt interessierten – sogar die Genfer-Polizei teste aktuell eine spezielle Polizei-Version des G12S. Er wolle das Bike auch der Schweizer Armee vorstellen, sagte Ruchonnet, und die Armee von Abu Dabi teste es übrigens ebenfalls gerade.
Mit 6000 - 7000 (G6) bzw. sogar 9000 - 10 000 (G12H/S) Franken sind die Greyps alles andere als billig, aber die geballte Technologie-Power und die hochwertigen Komponenten, welche man fürs Geld kriegt, sind schon beeindruckend und der Spassfaktor sucht definitiv seinesgleichen.

 

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